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Die Blaue Stunde. Eigentlich ein unter Fotografen geläufiger Begriff. Gemeint ist damit die Lichtstimmung kurz nach Sonnenuntergang, wenn der Himmel noch nicht ganz schwarz ist, sondern königsblau leuchtet. Vor allem für Indoor-Aufnahmen von Räumen eignet sich die Blaue Stunde super, da man später keine ausgebrannten, viel zu hellen Fenster auf den Bildern hat. Diesmal soll es aber nicht etwa um Fotografie gehen, sondern um die Herbst-/Winterkollektion für 2015 von Lena Hoschek.
Da ich ja nur einen einzigen Tag auf der Fashion Week unterwegs war, habe ich es nicht für nötig befunden, mehr als ein Outfit mitzunehmen. Also, als nötig vielleicht schon… Aber jedenfalls hätte ich ansonsten ja noch mehr Krempel mit mir herumschleppen müssen als 5 Kilo Kameraausrüstung (das ist übrigens nicht übertrieben…), Proviant (überlebenswichtig!!), Papierkram und Sachen, die Frau unnötigerweise ohnehin immer dabei hat, wie Makeup, das man dann doch nicht benutzt, weil man keine Zeit hat… Das einzige nützliche Utensil, das ich nicht dabei hatte, war ein Regenschirm. Den hätte ich wirklich gut gebrauchen können – schon nach der Hälfte des Tages sahen meine Haare aus wie Kraut und Rüben, dem Nieselschneeregen sei dank.
Die Fashion Week Berlin nur an einem einzigen Tag zu erleben (ich war nämlich nur ganze 16 Stunden in Berlin) glich in etwa dem Highspeed-Sightseeing in Dubai von Phil und mir im Dezember. Ich sollte dringend an meiner Zeitplanung arbeiten… Die Tage davor habe ich mich immer gefragt, ob es denn nun megastressig oder megaspaßig wird. Glücklicherweise ergab sich eine gesunde Mischung aus beidem.
Wie jede Saison ist für mich persönlich die Fashion Week immer ein Balanceakt zwischen Uni und Spaß, zwischen Büchern und Laufsteg, zwischen Prüfungsphase und Modewoche. Daher habe ich mir in dieser Saison nur einen einzigen Tag Fashion Week gegönnt. Auserkoren hatte ich mir den Dienstag – und das war wohl der Tag mit den meisten Veranstaltungen überhaupt. Mein Mailpostfach quillt immer noch über, und ich hätte gern auch die ganzen anderen Shows, Events und After Show Parties besucht. Aber in so einer kurzen Zeit kann man eben nicht unbegrenzt viele Termine hineinquetschen…
Nun habe ich euch bereits von zwei Schauen berichtet, die ich im September auf der Pariser Fashion Week besucht habe – Anrealage und Alexis Mabille. Die dritte Show, die ich mir ansehen durfte, war die von Corrie Nielsen. Entgegen der Reihenfolge meiner Berichterstattung, war die Show von Corrie Nielsen in der Tat die erste Show, die ich auf den Pariser Prêt-à-porter Schauen im September besuchte.
Die Shows in Paris sind etwas Besonderes. Diesen Satz habe ich sicherlich schon tausendmal gehört und seit Kurzem sage ich das sogar selbst. Die Anrealage Show im Palais des Beaux-Arts trug sicherlich zu diesem Gerücht bei (nebenbei bemerkt, habe ich schon wieder eine viel zu lange Paris-Abstinenz durchlebt – schon allein französische Wörter zu tippen fühlt sich so totalement français an und wenn ich mir die Fotos aus Paris ansehe könnte ich quieken vor Aufregung).
Warum? Nun, erst einmal gibt es vor jeder Schau modeenthusiastisches Publikum, ich nenne sie die “Wartenden”. Denn sie stehen da und warten, bis alle Besucher mit Einladungen eingelassen wurden. Danach ist es im Ermessen des jeweils zuständigen Mitarbeiters der Agentur, Location oder des Designers, die paar ersten, schrillsten oder stilsichersten “Wartenden” ohne Einladung zur Show durchzulassen. Der Rest der Meute zieht geduldig von Dannen. Ganz ohne sich nach vorn schubsen zu wollen, tausendmal nachzufragen, trotz der minmalen Chance stehen sie einfach da und wenn’s nicht klappt, na, dann geht man eben zusammen einen Kaffee trinken. Grandios! Dieses Alltagsverständnis von Mode und diese unglaubliche Entspanntheit würde ich mir hierzulande auch manchmal wünschen.