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Ich habe mich ja noch nie getraut, so kontrovers meine Meinung zu äußern. Dafür habe ich zu große Angst vor einem “Shitstorm”. Normalerweise lebe ich nach der Devise, auf meinem Blog über Dinge zu schreiben, die mir gefallen, und Dinge, die ich schlecht finde, erst gar nicht zu erwähnen. Das gilt gleichermaßen für Produkte, Shops, Modenschauen, … Miesmachen und Schlechtreden waren noch nie mein Ding.
Erstmal muss ich nur den Anfang eines roten Fadens finden: Wozu schreibe ich das hier eigentlich? Richtig, da war ja dieser eine Artikel von Mrs. Menkes. Suzy Menkes ist eine angesehene britische Journalistin und Modereporterin, bekannt für ihre ehrlichen, teilweise auch sehr kritischen Meinungen und ihre Wortgewandtheit. Eben diese Dame hat vor kurzem einen Artikel (Link) im New York Times Style Magazine mit dem Titel “The Circus of Fashion” veröffentlicht, in dem sie sich zur bunten Welt der Streetstyle-Jäger vor und nach den großen Modenschauen, kritisiert dabei die Bloggerszene und verpasst ihnen Labels wie “käuflich”, “haben Angst, ihre eigene Meinung zu äußern, da sie sonst nicht zur nächsten Show geladen werden” oder “selbstdarstellungssüchtig”. Man fühlt sich als Blogger in gewisser Weise selbst angesprochen, aber das ist nicht der Grund, wieso ich diesen Artikel schreibe. Eher, weil einfach zu viele Gedanken beim Lesen und Recherchieren hochgeploppt sind, als dass ich die nicht irgendwo festhalten müsste. Wer den Suzy-Menkes-Artikel nicht auf Englisch lesen mag – die Süddeutsche hat mittlerweile eine Übersetzung herausgebracht (Link). Es bietet sich also an, zuerst einmal den Artikel zu durchforsten, ehe ihr euch meinen Wortschwall zu Gemüte führt.
Ich habe mich gewundert, dass es nicht gleich einen wahren Sturm an Antworten auf den Artikel von Suzy Menkes gegeben hat. Zumindest nicht in Deutschland – aber vielleicht kommt das ja erst noch. Zumindest ein Klischee über uns Deutsche ist doch, dass wir immer meckern? Nun, meckern möchte ich auch gar nicht. Zuerst will ich einmal die konkreten Vorwürfe von Menkes an (uns) Blogger aus meiner Sicht kommentieren (und dabei sogar, oho, korrekt zitieren, denn an Vorwürfen über Unprofessionalität mangelt es ja – vielleicht auch eher aus anderen Quellen kommend – sicherlich auch nicht):
“The fuss around the shows now seems as important as what goes on inside the carefully guarded tents. […] Ah, fame! Or, more accurately in the fashion world, the celebrity circus of people who are famous for being famous. They are known mainly by their Facebook pages, their blogs and the fact that the street photographer Scott Schuman has immortalized them on his Sartorialist Web site. This photographer of “real people” has spawned legions of imitators, just as the editors who dress for attention are now challenged by bloggers who dress for attention.”
(Suzy Menkes, T-Magazine, “The Circus of Fashion”, 2013; Quelle)
Anfangs kritisiert Menkes also vor allem, dass es bei den Fashion Weeks nicht mehr nur die Mode geht, die auf den Laufstegen gezeigt wird. Vielmehr sprießen nur so die Selbstdarsteller aus dem Boden, die mit ihren abgedrehten, bunten Klamotten beispielsweise durch den Jardin des Tuileries stöckeln. Was meiner Meinung aber doch zumindest auf den zweiten Blick nichts verwerfliches ist. Ob auf Blogs oder in Magazinen, überall wird doch nach wie vor über die Mode auf den Laufstegen berichtet. Dass sich ein (mittlerweile nicht mehr ganz so) neuer Trend dazu schleicht, der sich Streetstyle nennt, ist ja nichts Verwerfliches. Ich glaube, dass auch ohne Kameras kaum noch jemand ganz in schwarz gekleidet zu einer Modenschau stiefelt – es sei denn, das ist sein persönlicher Stil. Keine Frage, es mag missfallen dass man sich nur für die Kamera anzieht. Aber wenn das nicht der Grundgedanke hinter einem Outfit war, sondern einfach, dass man Spaß an der Mode hat – was ist daran schlimm? Die Zeiten ändern sich nun mal, und wer weiß, vielleicht sind es in ein paar Jahren ja wieder monochrom-schwarze Looks, die in den Tuileries abgelichtet werden. Das Feeling in einer Modewoche ist unglaublich, vor allem wenn man einmal die Ehre hatte, sich ein, zwei Shows in Paris selbst ansehen zu können. Dabei spreche ich von den kleineren Shows, nicht Chanel, Louis Vuitton und co. Die Örtlichkeiten sind über die ganze Stadt verteilt, man sieht überall stylische, modische Menschen, egal welchen Stil sie zur Schau tragen. Menschen, denen man ansieht, dass sie Spaß an der Sache haben. Und ehrlich, mehr als zwei, drei Streetstyle-Fotografen habe ich bei eben diesen kleineren Shows auch nicht auf einem Haufen gesehen. Das Schaulaufen scheint mittlerweile einfach dazu zu gehören, in Berlin ist das nichts anderes. Natürlich sollte es sich hauptsächlich um die Designer drehen, die ein halbes Jahr Arbeit in eine halbstündige Präsentation stecken, denn für die sind wir ja vor Ort. Aber es kann doch nicht verboten sein, dass sich ein Redakteur, Blogger, Journalist oder sogar Fotograf modisch (und, oh je, vielleicht sogar auffällig) kleidet?
Im Zuge dessen habe ich noch einen weiteren Bericht gelesen, der das besagte Schaulaufen verurteilt. “The Cut” thematisiert im Beitrag “Thirteen Street-Style Stars Before They Started Dressing for the Camera” anhand von Vorher-Nachher-Bildern, wie verschiedene sogenannte Streetstyle-Könige/innen sich vor dem ganzen Streetstyle-Wahn gekleidet haben, und wie sich sich heute vor der Kamera präsentieren. Und wieder frage ich mich: Wo genau liegt das Problem? Solange sich alle in ihren Outfits wohlfühlen, ist doch alles gut. Geschmäcker können sich doch auch ändern, vor allem wenn teilweise 7 Jahre zwischen den einzelnen Fotos liegen. Im Grunde sind doch die “neuen” Looks nicht schlechter als die “alten” – anders eben, wie man das vom Wandel der Zeiten nicht anders erwarten könnte. Ich wage sogar, die These aufzustellen, dass man bei der Wahl der richtigen Fotos die ganze Strecke auch umgekehrt hätte darstellen können…
Ein weiterer großer Kritikpunkt in Menkes’ Artikel war die Käuflichkeit der Blogger:
“Many bloggers are — or were — perceptive and succinct in their comments. But with the aim now to receive trophy gifts and paid-for trips to the next round of shows, only the rarest of bloggers could be seen as a critic in its original meaning of a visual and cultural arbiter. Adhering to the time-honored journalistic rule that reporters don’t take gifts (read: bribes), I am stunned at the open way bloggers announce which designer has given them what. […] Whether it is the sharp Susie Bubble or the bright Tavi Gevinson, judging fashion has become all about me: Look at me wearing the dress! Look at these shoes I have found! Look at me loving this outfit in 15 different images!”
(Suzy Menkes, T-Magazine, “The Circus of Fashion”, 2013; Quelle)
Ich finde, man darf hier zwei Dinge nicht durcheinander würfeln. Das Veröffentlichen von Outfits oder Streetstyles und Modejournalismus sind nunmal zwei verschiedene Paar Schuhe, aber beides kann doch auf einem Blog vereint werden. Denn schauen wir mal auf die andere Seite, nämlich auf die der Leser, sieht die Sache recht nüchtern betrachtet so aus: Für das Publikum einer Zeitschrift, das sich meist wohl eher in der Freizeit mit Mode befasst, geht es doch beinahe immer um Inspiration. Außerdem möchte man informiert werden, was in den nächsten Saisons “in” oder “out” sein wird und man mag schonmal davon träumen, welches Teil wohl im eigenen Schrank wie kombiniert werden kann. Es geht doch immer nur darum sich inspirieren zu lassen, und sich eine Meinung zu bilden. Egal ob man sich nun als modebegeisterter Mensch online Bilder von einer Modenschau ansieht oder die Leute auf der Straße beobachtet, Streetstylemagazine liest – sie alle wollen inspiriert werden. Modeblogger, die allein durch ihre Selbstdarstellung bekannt wurden wie beispielsweise eine Chiara Ferragni, zeigen doch nicht nur sich, sondern auch ihre Sichtweise der Mode, ihre eigene Interpretation des momentanen Modegeschehens, der Trends auf den Laufstegen. Die Leser wollen sowas doch auch sehen – als ich mich selbst zum ersten Mal mit dem Thema Modeblogs auseinandergesetzt habe, fand ich all diese Outfitblogs unheimlich inspirierend und war, damals als unwissende Modebegeisterte, froh über die Tatsache, dass mir jemand die neuesten Trends näher bringt, ohne dass ich dafür tonnenschwere Bücher wälzen muss. Zumindest ist das meine Sicht der Dinge.
Sicher, in vielen Punkten mag Menkes Recht haben. Ich fühle mich da ja selbst auch ein wenig angesprochen. Kommen wir doch mal zu der ganzen Produkt-Schenkerei-Debatte: Man muss sich ehrlich fragen, ob es wirklich verwerflich ist, einem Blogger ein Produkt zukommen zu lassen? Solange die Meinung darüber ehrlich ist, man seinem Stil treu bleibt und bitteschön, nicht jeden Mist mitmacht den es auf Gottes grüner Erde gerade so gibt, finde ich das alles vollkommen okay. Das ist nunmal der Unterschied zwischen Bloggen und professionellem Journalismus. Wie gesagt, ich erhebe keinesfalls das Anspruchsdenken, eine Berufsjournalistin sein zu wollen. Ich habe Spaß an dem was ich tue und hoffe, auch für mein Publikum einen Mehrwert zu schaffen, und zwar mit allem, was ich auf meinem Blog anpacke. Aber als Klischeebloggerin, die keine eigene Meinung, sondern nur die der Firmen, die sie sponsoren, vertritt, möchte ich auch nicht abgestempelt werden. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe noch keine Kooperationsanfrage angenommen, von der ich glaubte, dass sie sowas von gar nicht zu meinem Blog passt. Um mal Klartext zu reden: Nein, ich verlinke keine Seiten einer Online-Casino-Seite, auch wenn sie noch so seriös daher kommt und mehrere hundert Euro als Bezahlung winken. Ich will meinen armen Blog ja nicht prostituieren – aber ehrlich, was ist bei wirklich schönen Dingen, die einem selbst gefallen, falsch daran, ein Produkt umsonst zu erhalten, das man sich ohnehin kaufen wollte? Was ist verwerflich daran, dass man hin und wieder einen Link zu einem Shop setzt, den man selbst wirklich gut findet? Ich verlinke ja auch ständig zu H&M und Co., ohne einen einzigen Cent dafür zu bekommen.
Ich weiß ja nicht, wie das heutzutage ist, wenn man einen Blog eröffnet. Aber im ersten Jahr meiner Bloggerzeit (immerhin hat Fashionvictress.com jetzt schon über 4 Jahre auf dem Buckel) hatte ich vielleicht 30 Leser, 10 davon enge Freunde. Ich habe Fotos von Reisen gepostet, um mich später selbst daran zu erfreuen (was ich immer noch gerne mache), selbstgenähte Sachen veröffentlicht und über Dinge gebloggt, die mich interessiert haben oder über Themen, über die ich gestolpert bin. Damals genauso wie heute. Da steckte keine Intention dahinter, irgendwann mal etwas geschenkt zu bekommen – keine Ahnung, ob das heute immer noch so ist, wenn die jungen Leute einen neuen Blog starten.
Und könnten bitte endlich diese ganzen Lästereien über die Bloggerszene aufhören – wir sind nicht alle Hipster, wir posten nicht alle zehn inhaltsleere Artikel pro Tag – nein, manche von uns haben tatsächlich Spaß an der Sache an sich, einen Qualitätsanspruch an uns selbst und bitte, wir wollen keinem hochkarätigen Modejournalisten ihren Job streitig machen. Wir wollen nur unsere Meinung sagen und freuen uns über jeden einzelnen, der sie hören will. Wir wollen Mode denen näherbringen, die vor zu fachspezifischen Artikeln vielleicht zurückschrecken.
Wie gesagt, ich habe auch gar nicht den Anspruch, mich auf das hohe Niveau eines professionellen Journalisten hinaufhieven zu wollen, denn die Branchen-Insider machen ihren Job schon jahrelang und manche sicher auch schon, bevor die ganzen Blogs wie Pilze aus dem Boden schossen. Oft auch Blogs, die eben von Menschen wie mir geschrieben werden, die sich für die Modewelt begeistern, aber eben kein absolviertes Studium in diesem Bereich haben. Natürlich kann ich dabei nachvollziehen, dass man sich da ein wenig ans Bein gepinkelt fühlt, wenn ein noch-grün-hinter-den-Ohren-und-keine-Ahnung-von-gar-nichts-und-obendrein-überhaupt-kein-Benehmen-Teenie da neben einem in der hochkarätigen Show von XY hockt und einem später erklären will, wie die Welt funktioniert. Ganz klar, da wäre ich auch sauer. Aber viele von uns haben eben einen hohen Anspruch an sich selbst, recherchieren ohne Bezahlung (!) und in Eigenregie stundenlang im Internet, was andere vielleicht schon lange wissen, nur um einen qualitativ ansehnlichen Beitrag auf die Beine zu stellen, und investieren in gutes Kameraequipment um eben keine verwackelten, verrauschten Handyfotos abzuliefern.
Im Grunde genommen ist es ohnehin schwierig, die Blogosphäre noch in einem Atemzug aufführen zu wollen: Allein die Unterarten der Outfitblogger scheinen schier unendlich zu sein. Jeder findet aber doch seinen Platz und sein Publikum, egal ob das nun eine Leandra Medine, eine Susie Bubble oder eine Chiara Ferragni ist. Ob Hipster oder Mainstream, Chic oder abgeranzt, billig oder teuer, die meisten finden doch eine Nische, in der vorher noch keiner saß. Bei der Vielfalt kann doch keine Rede vom Verlust der Individualität sein? Auch muss man doch wohl zwischen Blogs, die zu richtigen Magazinen mit einer gigantisch großen Leserschaft geworden sind, und Blogs, die aus Interesse und als Hobby geführt werden, unterscheiden. Würde man versuchen, WhoWhatWear mit dem Sartorialist oder einer Kristina Bazan zu vergleichen, würde man doch im Endeffekt am sprichwörtlichen Vergleich von Äpfeln und Birnen scheitern.
So. Nachdem ich mir das alles von der Seele geschrieben habe, bin ich wirklich gespannt, ob ich mit meinem Bloggerweltbild allein dastehe. Vielleicht seht ihr das alles ja ganz anders. Oder ich bin zu gutgläubig, um zu verstehen dass die Szene eigentlich doch ganz anders tickt. Wie auch immer – mich interessiert vor allem eure Meinung, und auch die Meinung aller anderen Menschen da draußen. Weitere Reaktionen zum Artikel von Suzy Menkes wurden zum Beispiel auch auf Manrepeller oder fashionologie.com geäußert. Auf deutsch auch in der Welt. Wenn ihr noch mehr zum Thema findet, schreibt mir bitte, dann werde ich es gern noch in diesen Post aufnehmen.
Tatsächlich ist es schon ein Jahr her, dass wir Lala Berlin auf dem Runway der Fashion Week in Berlin sahen. Im letzten Sommer pausierte Leyla Piedayesh mit ihrem Label, und gönnte uns keine Zeltpräsentation. Böse Zungen könnten ja glatt behaupten, dass sie sich von ihrem leicht diabolischen Auftritt bei Das perfekte Model, dem 2012er VOXer Pendant von Germany’s Next Topmodel erholte. Selbst Anna Wintour hätte damals gegen sie wie eine pazifistische Pfarrhelferin ausgesehen – vielleicht aber alles nur “Show”. Die Pause schien Lala Berlin jedoch gut getan zu haben, so dass wir auf der diesjährigen Show jede Menge Bonbon-Assoziationen geboten bekamen. Rosa Mäntel, Blusen und Hosen kombinierte die Erfolgsdesignerin zu flauschigen Qualitätsbasics, neonorangenem Schuhwerk und einer wahren Explosion an kunterbunten, grafischen Mustern. Wolle und leichte Stoffe gehen dabei Hand in Hand.
Die Einlage ihrer kleinen Tochter, die am Ende unbedingt über den Catwalk laufen wollte, brachte der gebürtigen Iranerin und ihrer Modelinie durchaus noch ein paar Sympathiepunkte oben drauf. Bisher waren die Designs urbaner und jugendlicher, diesmal schafft Piedayesh eine Brücken zu femininem Chic.
Zugegeben, ich musste auch erstmal googlen, um nachzusehen, wie ein Okapi eigentlich genau aussieht. Man könnte den Paarhufer vom Aussehen her als eine Mischung aus Giraffe und Zebra beschreiben – und genau von diesen exotischen Tieren hat Herr Kretschmer sich für den nächsten Herbst inspirieren lassen. Jedoch findet sich eigentlich ein wahrer Zoo an Inspirations-Tieren in seiner Kollektion wieder: Leoparden, Pfauen, Zebras und Schlangen hat der Designer allesamt gebändigt und auf verschiedenste Arten auf seinen Entwürfen verewigt: Auf Mänteln mit verschiedenen Prints, auf Blusen und Hosen in Form von Schlangenprint-Optik oder bei einem Kleid aus Pfauenfedern. Das Okapi selbst hat maßgeblich zur Farbgebung beigetragen: Die komplette Palette an Kleidern, Röcken, Mänteln, Hosen und Blusen scheint in ein sumpfiges Braun getunkt und hier und da mit anderen Naturfarben aufgefrischt.
Unter dem Einfluss Afrikas hat der Modemacher sich vor allem für Stoffe wie Baumwolle oder Jaquard entschieden, während die skurrilen, gigantischen Haar-Hüte das Bild komplettieren. Die Schnitte sind vor allem bei den Kleidern wie gewohnt weiblich und sehr körperbetont. Wenn Guido Maria Kretschmer mich diesmal auch nicht ganz so sehr überzeugen konnte, wie mit seiner letzten Kollektion, so bin ich aber letztendlich doch einem Großteil der Abendroben verfallen – daran sieht man einfach, dass der Designer sein Handwerk beherrscht. Nur das letzte Kleid mag sich in meinen Augen so gar nicht in die übrigen Kreationen einfinden. Es wirkt beinah skelettartig und schwer, die silbern schimmernden Pailetten trügen das sonst so schöne Naturschauspiel, das Kretschmer uns auf dem Laufsteg kredenzte. Aber er versteht sich wirklich darauf, den Zuschauer in eine andere Welt zu entführen. Übrigens darf auch gern noch ein Blick auf das Schuhwerk geworfen werden: Guido Maria Kretschmer präsentierte im Rahmen seiner Show auch zugleich die erste Schuhkollektion in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Schuhlabel Högl.
TAG 1 // DAY 1 – 15.01.2013
/// Hien Le – Eröffnungsshow
/// Lena Hoschek entführt uns nach Russland
/// Rebekka Ruétz’ Panem et Circences mit Kopfschmuck von Candice Angelini
/// Perret Schaad
/// GStar Raw
TAG 2 // DAY 2 – 16.01.2013
/// Franziska Michael
/// Minx by Eva Lutz + Backstage
/// Dimitri entführt uns in den hohen Norden
/// 1913Berlin by Yujia
/// C’est Tout + Backstage
/// Lala Berlin meldet sich zurück – mit Bonbons und wildem Print
TAG 3 // DAY 3 – 17.01.2013
/// Schumacher: Every Rose Has Its Thorn
/// Rena Lange
/// Laurèl: Ein bisschen nicht von dieser Welt
/// Dietrich Emter: Einmal grundsolide mit Fabelwesen, bitte!
/// A Degree Fahrenheit: Alt und Schön
/// Malaikaraiss
/// Schnittkunst pur: Michael Sontag
/// Guido Maria Kretschmer: OKAPI
TAG 4 // DAY 4 – 18.01.2013
/// Blaenk: Die Symbiose zwischen neu und gebraucht
/// Irina Schrotter + Backstage
/// Sebastian Ellrichs bunte Zirkuswelt
/// Vladimir Karaleev
/// Hanging Trees: Dawid Tomaszewski
Mit Portugal verbinde ich dank einer wunderbaren Reise im Jahre 2010 an die Algarveküste eigentlich eher außergewöhnliche Strände, faszinierende Felsformationen und klares, blaues Wasser mit viel Sonnenschein. Dawid Tomaszewski hat sich für seine diesjährige Herbst-/Winterkollektion 2013/14 mit dem treffenden Namen “Hanging Trees” aber ganz offensichtlich von einer anderen, düsteren Seite des Landes inspirieren lassen: Dunkle Wälder mit mystischen Bäumen, Nebel überall – gut, ich muss zugeben, an der Atlantikküste kann es sicherlich ziemlich ungemütlich kalt und stürmisch werden, mit einem gruseligen, tobenden, tiefschwarzen Meer. Von “gruselig” kann man aber spätestens dann nicht mehr sprechen, wenn man sich die Kollektion von Tomaszewski angesehen und sich davon verzaubern lassen hat. Seine Assoziationen von verwunschenen Nächten im westlichsten Land Europas hat der Ausnahmedesigner folgendermaßen umgesetzt: Fast gänzlich in schwarz getauchte Kombinationen von verschiedenen Netz- und Fransenstrukturen in einem Ambiente von mystischen Klängen und einer sehr dunklen Laufstegbeleuchtung. Erst tiefschwarz, wurde das Licht langsam immer heller, aber erst am Ende des Laufsteges wurden das jeweilige Model hell erleuchtet, wie als würde es aus einem dunklen Wald heraus auf eine Lichtung treten.
Verschiedenste Kombinationen von allerlei Materialien wie grober Strick, hauchdünne transparente Stoffe, löchriges Leder, metallisch schimmernde Materialien, Federn oder breiten Metallgürteln, gepaart mit klobigen Ketten und einem hautfarbenen Body als einzigem Farbtupfer entführen den Zuschauer tatsächlich für einen Moment in eine andere Welt. Einzelne, lichtreflektierende Stoffe blitzen durch Grobstrick-Strukturen hindurch wie unheimliche Augen verschiedenster Lebewesen einen in der Dunkelheit im Wald anstarren. Dawid Tomaszewski, der übrigens 2009 Finalist des „Designer For Tomorrow“ Awards war, hat ein weiteres Mal bewiesen, dass er für mich definitiv zu der Crème de la Crème der Designer auf der Berliner Modewoche gehört: Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht zur Pariser Fashionweek umzieht: Denn auch auf den Laufstegen der französischen Modehauptstadt wären seine Entwürfe durchaus gut aufgehoben.
Every time I think about Portugal, I see beautiful beaches, fascinating cliffs, lots of sun and the clearest water in the world in my mind, all thanks to the wonderful holidays in 2010. But somehow, Dawid Tomaszewski was inspired by a completely different and darker side of this country. Well, I have to admit, the Atlantic sea can be indeed very cold and the regions around the coasts are often very windy. His Fall/Winter 2013/14 collection called “Hanging Trees” is all about foggy, cold nights, dark forests and a spooky, black see. But “spooky” is the wrongest description if you have a look at the collection itself and get enchanted by it. The whole story was implemented with a special lightning concept in the runway show: In the first seconds of every look, the runway remained dark, while the the lighting got brighter and brighter with the model’s walk. When the model reached the end of the catwalk, it was totally enlightend which reminded me of someone stepping out of a very dark wood onto a forest glade.
Different combinations of materials like wool, leather, very thin transparent fabrics, metallic structures or perforated structures and feathers matched with chunky necklaces and a nude colored body as the only bit of color take the audience into a completely magical world. Some fabrics reflected the light like some spooky eyes that keep staring at you in a completely dark forest. Dawid Tomaszewski, who was a finalist in the “Designer for Tomorrow” award in 2009, proofed another time that he is definitely one of the highlights of Berlin fashion week. I only hope he is not planning to move his runway show to Paris, where his designs would fit as well for sure!