Travel Reloaded: Hongkong und China von 2009 (Teil 1)
Klickt ihr euch auch so gern durch alte Fotos? Jedes Mal, wenn mir meine Hongkong-Bilder aus dem Jahre 2009 in die Hände fallen, finde ich es unglaublich schade, dass ich damals kaum über diese Reise geschrieben hatte. Schließlich war mein Blog da gerade eben erst aus dem Ei geschlüpft und die Berichte auf Phils Blog haben wir zusammen getippt.
Kein Wunder, dass ich also nicht zweimal einen Hongkong-Bericht schreiben wollte. Aber als ich letztens mein handgeschriebenes (!) Reisetagebuch in der Hand hatte, dachte ich mir: Hey, der Blog von damals. Bitteschön, wieso also nicht den offline-Tagebucheintrag digitalisieren? Also kam mir die Idee: Ich tippe einfach das Reisetagebuch ab. Garniert mit ein paar Original-Seiten kommen hier also meine Notizen von vor 7 Jahren. Wenn euch die Posts gefallen, wühle ich mal noch nach Stories aus Thailand und Kanada – schließlich ist es doch wirklich eine Schande, dass drei meiner größten und längsten Reisen auf diesem Blog gar nicht auftauchen!
Zeit für eine kleine Zeitreise und den Start einer neuen Serie auf dem Blog: Travel Reloaded.
Hongkong/China – die Planung
Alles fing mit einer Schnapsidee an. Eine Kommilitonin von Phil, die ich über zwei Ecken ebenfalls kenne, machte ein Praktikum in Hongkong. Sie hat allen Freunden angeboten, sie besuchen zu kommen. Da konnten wir doch nicht nein sagen – schließlich hat sie sich unter anderem als kostenloser Guide angeboten. :D
Unser Plan war schnell zusammengeschustert: Von München sollte es direkt nach Hongkong gehen, dort wollten wir aber nicht bleiben sondern und nach der Ankunft nach Guangzhou aufmachen, wo unsere Freundin ihr Praktikum macht. Zwei Tage später sollten dann fünf Tage Hongkong folgen, bevor es für 6 Tage auf die südchinesische Insel Hainan geht (jeweils drei Tage in unterschiedlichen Hotels). Auch im Februar ist es dort warm, da die Insel auf dem gleichen Breitengrad wie Hawaii liegt – daher trägt Hainan auch den Namen “Hawaii von China”.
Den Abschluss der Reise würde dann ein letzter Tag in Hongkong bilden und dient als Puffer für den Fall dass mit unseren innerchinesischen Flügen irgendwas schief geht (die Flugzeiten zwischen dem Rückflug von Hainan nach Hongkong und dem Flug von Hongkong nach München wären sonst zu eng aneinander gewesen).
18.1.2009: Planungsprobleme
Leider klappt wohl nicht immer alles wie geplant: Jetzt hatten wir die Flüge von Sanya nach Hongkong extra so gebucht, dass wir keinen Stress haben würden. Heute kam eine Mail an, mit der Nachricht, dass sich der Abflug um einen Tag nach hinten verschoben hat. Gnarf! Letztendlich entschieden wir uns für einen Rückflug mit einer anderen Airline…
20.2.2009: Los geht’s!
Nach eineinhalb Stunden Verspätung wegen massenhaft Schnee und Enteisungsmaßnahmen flogen wir 11 Stunden lang nach Hongkong. Mein längster Flug bisher.
Am Flughafen ging alles genauso ratz-fatz, wie der Flug selbst: Einreise, Gepäck holen, schnell noch die Geschichte mit den Flugtickets nach Sanya klären (wann? wo? wie??) und unterwegs gleich noch den richtigen Bus nach Guangzhou finden. So soll’s sein!
Mit Bustickets bewaffnet, auf denen wir überhaupt nichts entziffern konnten, enterten wir den Bus und mussten uns zusammenreißen, nicht auf der Stelle einzuschlafen. Nach der Grenzkontrolle von Hongkong zu China wurde nach weiteren Stempeln im Pass von einem Rechtslenker-Bus auf einen Linkslenker-Bus gewechselt, der ansonsten vollkommen identisch aussah.
Um 22 Uhr kamen wir dann an der Haltestelle des Landmark Hotels an, wo unsere Freundin Rissa und ihr Onkel bereits auf uns gewartet haben. Mit dem Auto ging’s weiter und das Hotel, das Rissas Onkel für uns organisiert hatte, war irgendwie doch nicht mehr verfügbar. In kurzer Zeit hat er für uns aber ein anderes organisiert – englisch oder sagen wir eine Sprache abgesehen von Chinesisch spricht man hier eher nicht…
Für uns ausgehungerte Reisende stand dann aber auch noch ein gemeinsames Abendessen an: Insgesamt nur 6 Euro bezahlten wir für vier Personen und massenhaft Essen wie Fisch, Tofu, Reisnudeln, oder Bärlauch mit Morcheln (letzteres hat um einiges besser geschmeckt als es aussah). Oh, und – Spießchen! Ich vergaß. Mein neues Leibgericht, fürchte ich. Fleisch-Spießchen, die man an der Straßenecke kaufen kann – keine Ahnung, womit die gewürzt sind, aber unglaublich lecker. Einfach der Nase folgen…
Nach einem langen Tag mit 11 Stunden Flug, 3 Stunden Busfahrt, 3 neuen Stempeln im Pass und 5 verschiedenen noch nie zuvor probierten Gerichten war es dann Zeit für’s Bett.
22.2.2009: Guangzhou
Heute morgen wachten wir nicht vom Wecker auf, sondern von einem ohrenbetäubenden Krach. Was da draußen so einen Krach machte, verriet uns ein kurzer Blick aus dem Fenster: Die Baustelle eines riesigen Wolkenkratzers, keine zwanzig Meter vor unserer Nase. Keine Ahnung, wie wir die am Vorabend übersehen konnten.
Nach dem eher mau ausfallenden Frühstück (2 Schokoriegel pro Nase, Reste unseres Reiseproviants) pickte uns Rissa in unserem Hotel auf uns unsere Koffer schiffte ihr Onkel mit seinem Wagen gleich zum nächsten Hotel. Aha, offenbar hatte uns das aktuelle Hotel nur noch für eine Nacht unterbringen können. Ich war aber auch nicht traurig, angesichts der Baustelle…
Unser Hotel hatte ein offenes, hoteleigenes „Taxi“ (eine Art Golfcaddy), mit dem wir zur East Railway Station fahren konnten. Unterwegs haben wir noch am Bahnhof ein kleines zweites Frühstück (Schokokuchen und Semmel) gekauft. Für umgerechnet 40 Cent ging es dann weiter in den Untergrund. Der erste Halt führte uns zu einem großen Schmuck-Markt, wo es unter anderem offensichtliche Fake-Uhren zu kaufen gab. Für uns nicht wirklich interessant, aber das scheint hier keinen weiter zu stören.
Unser Highlight bestand eher aus den kulinarischen Angeboten: Süßkartoffeln, deren Duft uns schon von weitem anlockte. Die verputzten wir genüsslich auf dem Weg zu unserem nächsten Stop. Die Chen Clan Academy war der Wohnsitz eines reichen Geschäftsmannes. Nach dessen Tod wurde das komplette Anwesen zu einem Museum umgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Fun Fact: Ich bin mit 1,75m deutlich größer als alle anderen chinesischen Touristen, die sich das Museum anschauen wollten und wurde mehr oder weniger als wandelnde Attraktion verstanden. Mindestens drei Leute wollten unbedingt ein Foto von mir machen.
Von hier aus schlenderten wir gemütlich zum Simgo Department Store, um das weibliche urverlangen zu stillen: Shoooooooooppiiiiiiiing. Leider kollidierten meine Körpergröße mit den chinesischen Durchschnittsgrößen und Schuhe in Größe 40 suchte man vergeblich. Na gut, dann eben kein Shopping.
Ein richtiges Erfolgserlebnis war dagegen „rbt“ – eine Kette, die sich auf die Zubereitung von gefühlt 1000 verschiedenen Teesorten spezialisiert hatte. Mit einem Hasen als Logo (rbt – rabbit – ihr versteht). Nachdem wir hier unsere kulinarische Ader ausleben konnten und uns mit „Teapucchino“, Tee mit Milch und Caramel sowie Tee mit Mango und Aloe Vera gestärt hatten, ging es zur ältesten Flaniermeile von Guangzhou.
Neben Bubble Tea fand hier Phil einen neuen Geldbeutel (Zum Thema “made in China”-Qualität: Phil hat diesen Geldbeutel noch immer!), ich eine Handtasche (auch die lebt noch!) sowie ein Kleid für Rissa.
Gerade so erwischten wir noch den Bus zu Rissa nach Hause, wo wir zum Abendessen eingeladen waren. Originale chinesische Hausmannskost – sehr interessant und super lecker. In unserem Hotel lud uns Rissas Onkel noch zu einer Fußmassage ein, die das Hotel anbot. War zum Teil sehr schmerzhaft, aber auch entspannend. Komische Gefühls-Mischung. :D
23.2.2009: Ab nach Hongkong
Seeeehr früh machten wir uns am nächsten Morgen auf nach Hongkong. Wir planten, um 12 Uhr anzukommen. Wie bereits erlebt fuhren wir nach Shenzen zur Ausreise. Leider gab es an dieser Stelle ein Problem mit Rissas Visum: Eigentlich hätte sie ein paar Wochen früher bereits ausreisen müssen, damit sich das Visum verlängert, und da sie ansonsten nicht mehr zurückkommen hätte können (was für ein Praktikum vielleicht nicht so sinnvoll ist), konnte sie uns leider doch nicht begleiten.
Bedeutete für uns: Spontan-Planung. Wir hatten uns ja auf Rissa verlassen, da sie sich vor Ort gut auskannte. Daher mussten wir uns nun allein orientieren: Im Bus verglichen wir Schriftzeichen von Straßenschildern mit Schriftzeichen auf unserer Lonely-Planet-Karte um in etwa einschätzen zu können, wo wir in etwa aussteigen mussten.
Wir erwischten tatsächlich eine Station, bei der es zum Hotel nicht mehr allzu weit entfernt war. Durch brütend heiße Straßen und strahlendem Sonnenschein schleppten wir unsere schweren Koffer aber trotzdem noch 2km zu unserem Hotel: Das Ramada. Uff. Da war erstmal eine Stärkung nötig, zumal das Frühstück schon wieder tendenziell klein ausgefallen war.
Gottseidank gab’s unseren Lebensretter 7-Eleven um die Ecke. Danach wollten wir unsere nigelnagelneue Octopus-Card einweihen und gleich mal auf den Victoria Peak rauffahren. Eine Straßenbahnfahrt kostet 2 Hongkong-Dollar (die übrigens super süß aussehen, mit ihren kunstvoll gezackten Rändern), umgerechnet ca. 20 Cent.
Am 2-IFC-Tower und an der Bank of China vorbei liefen wir zur Peak Tram (Fahrt 22 Hongkong-Dollar, ist dagegen ja fast ein Wucher ;) ). Diese brachte uns auf den wohl besten Aussichtspunkt von Hongkong Island. Hier verbrachten wir eine ganze Weile uns schossen viiiele Fotos.
Wegen eines unerklärlichen Anflugs von Sportlichkeit nahmen wir beim Rückweg nicht nochmal die Peak Tram, sondern steigen zu Fuß hinunter. Der Weg war doch weiter als gedacht.
Dafür war es mal wieder Zeit für Essen – in asiatischen Ländern könnte ich wirklich den ganzen Tag futtern und alles Mögliche probieren, was es so zu probieren gibt.
Auf dem Weg weiter bergab durch die Stadtviertel Midlevels und SoHo fanden wir nichts Ansprechendes, und an den Midlevel Escalators mussten wir leider auch vorbei laufen, ohne sie benutzen zu können: Die fahren morgens nach unten und Abends nach oben, für die, die oben wohnen aber unten arbeiten. Für die Benutzung bekommt man MTR-Guthaben gutgeschrieben – das soll dazu anregen, nicht mit dem Auto zu fahren.
Direkt neben unserem Hotel wurden wir dann endlich fündig und bestellten in einer winzigen Imbisstube nach alter Manier Essen durch Draufdeuten. Natürlich fielen wie üüüüberhaupt nicht auf, wir zwei Langnasen. Das ganze Bergablaufen und Essensuchen und schließlich auch das viele Essen selbst machte uns so müde, dass wir nur noch ins Bett fielen und einschliefen.
Weiter geht’s demnächst in Teil 2!
Toller Bericht, bin schon auf die nächsten Teile gespannt! Ich war 2011 auch in HongKong und fand die Stadt megacool und freu mich daher umso mehr, meine Erinnerungen mit deinen Bildern nochmal aufleben zu lassen!
Liebe Grüße,
Charlie